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Active Matter

 

 

 

 

Markus Hofer – Aktive Materie / Galerie Rudolf Budja, Salzburg

Retrospektiven zeigen in der Regel ausgesuchte Werkgruppen, die Schaffensphasen und unterschiedliche Entwicklungsstadien eines Künstlers dokumentieren. Bei der hier gezeigten Ausstellung “Aktive Materie” des Bildhauers Markus Hofer handelt es sich jedoch vielmehr um eine vorläufige Auswahl, die konzeptuell der Statik und der inhaltlichen Abgeschlossenheit oben genannter Ausstellungsformen entgegen wirkt. Der Titel verweist zudem auch auf das Eigenleben und die dynamische Komponente der Skulpturen Markus Hofers, die sich im Spannungsfeld zwischen inhaltlicher Neuinterpretation und scheinbar ständiger Bewegung positionieren.

Das Instrumentarium, mit dem Hofer den uns vertrauten Gegenständen und Umgebungen zu Leibe rückt, ist das der Intervention. Wo und in welchem Maß er sie einsetzt, behält sich der Künstler selbst vor. Der öffentliche Raum wird ebenso bespielt wie der Private. Bereits existierende, von Hofer sorgfältig ausgewählte Objekte werden durch seine bildhauerischen Eingriffe einer neuen Bedeutungsebene zugeführt.

Es werden dabei unsere gewohnten Wahrnehmungsschemata nicht nur umgedreht sondern auch erweitert und in einen neuen Kontext gesetzt. Wenn er etwa wie in einer seiner hier gezeigten frühen Arbeiten “Gelber Saft”, 2003, die Doppelbedeutung des Wortes “Saft” für Flüssigkeit und Strom ironisiert, so ist dies nur einer von vielen Aspekten, die er mittels einfacher Eingriffe generiert. Ein weiterer wäre die Beachtung der Farbe, die Hofer für diese, wenn man so will, angewandte Skulptur gewählt hat und die auch als eine intendierte Verschränkung zwischen den sonst getrennten Gattungsformen der Bildhauerei und der Malerei gesehen werden kann. Besonders augenfällig wird dies in einer seiner neuesten Arbeiten “Hl. Florian”, 2009.

Hofer stellt die barocke Darstellung dieses christlichen Märtyrers, der als Schutzpatron von verschiedensten Berufsgruppen in Anspruch genommen wird, aber vor allem als Schutzpatron der Feuerwehr bekannt ist, auf einen weißen Sockel und lässt ihn aus seinem Kübel statt des gewohnten Blau des Wassers eine rote Flüssigkeit leeren. Auch hier spielt Hofer wieder mit der Erwartungshaltung und den einzementierten Sehgewohnheiten und kehrt kurzerhand die ursprünglich beabsichtigte Symbolik um.

Hinzu kommt aber nun ein neuer Aspekt im Werk von Markus Hofer, nämlich der des Gestischen. Waren es bisher vor allem Gegenstände oder Räume, die Hofer interventionistisch bearbeitete, sehen wir bei der Skulptur des “Hl. Florian” die Darstellung einer menschlichen Figur, der die Rolle eines aktiven Protagonisten im Handlungsablauf zukommt. Er nimmt somit eine Stellvertreter Rolle für den Künstler ein und signalisiert die Möglichkeiten von fließenden Übergängen in den bildenden Künsten, ohne jedoch seine Herkunft oder wahre Identität als Skulptur, respektive Künstler zu verleugnen.

Neben den dauerhaften, in sich geschlossenen und vor allem Orts-unabhängigen Arbeiten wie “Die magische Hand des Künstlers”, 2006 oder “Watch The Scene”, 2008 die als Skulpturen fast nach belieben aufgestellt werden können, sind andere Arbeiten nur von temporärer Dauer und bestehen in Form von Fotografien weiter. Diese zumeist im öffentlichen Raum realisierten Arbeiten wie der 2005 in Berlin entstandene “Der kleine Sonnenuntergang” oder “Bookshelf”, 2008 im Volkskunde Museum in Wien sind nur für eine kurze Zeitspanne angedacht und fungieren so als Repräsentanten kurzweiliger Verfügbarkeit. Was den Künstler Markus Hofer interessiert, ist die individuelle Wahrnehmung dessen, was in unserer Welt als Real empfunden wird und was als gegeben, respektive normal gesehen wird. Seine Arbeiten entspringen seinem eigenen Gedankenkosmos, der weiter reicht als das was wir für gewöhnlich zu sehen glauben. Hofer ist es der mit seinem teils aberwitzigen Skulpturen daran erinnert, dass es sich lohnt seinen Blick auch für das nicht Sichtbare zu schärfen.